Im Rahmen ihrer Besuchsserie „Fraktion vor Ort“ und in Verbindung mit der Logistik – Debatte im Landkreis war die SPD – Kreistagsfraktion am Donnerstag den 27. November, zu Gast beim Güterfernbahnhof in Maschen. Die Herren Frank Erschkat, Leiter des Cargo – Zentrums Harburg – Maschen und Erik Bentzel, Leitungsassistent für den Frachtverkehr der DB erläuterten den Besuchern Arbeitsweise und Perspektiven der riesigen Zugbildungsanlage für den Güterverkehr.

Die gute Nachricht: Die inzwischen über 30 Jahre in Betrieb stehende Anlage wird in den kommenden viereinhalb Jahren mit einem Kostenaufwand von insgesamt etwa 200 Mio Euro vollständig grunderneuert. Auch die Steuerungselektronik wird auf den neuesten Stand gebracht. Die gesamte Anlage wird im Stande sein, auch zunehmenden Güterverkehr aufzunehmen und zu verarbeiten. Darüber hinaus wird erwartet, dass auch der Direktverkehr mit Ganzzügen aus und in den Hamburger Hafen zunehmen wird. Dafür ist auch ein weiteres Umfahrungsgleis eingeplant. "Diese schon in den vergangenen Jahren spürbaren und in der Prognose bis 2015 noch erheblichen Steigerungen des Schienenverkehrs in Seevetal und Stelle, müssen bei der DB insgesamt zu einer Neubetrachtung des Schutzes der Menschen entlang den "ehemals gemütlichen" Bahnstrecken führen. Gewinne sind gut und wichtig, Lärmschutz aber auch!" gab Olaf Krause, Kreistagsabgeordneter aus Stelle, zu bedenken. Deutliche Erfolge der DB seien bei den Maßnahmen zur Einsparung von CO2 – Immissionen erzielt. Im gesamten Bahnbereich seien dies in den letzten 15 Jahren bis zu 45%. Durch weitere Elektrifizierung und andere Maßnahmen solle noch einmal eine Verminderung um 25% erreicht werden. Gegenüber LKW oder gar Flugfracht erreiche die Bahn damit ganz deutlich bessere Werte. Die für die Wirtschaftlichkeit der Bahn schlechte Nachricht: Die weltweite Finanzkrise schlägt nun auch auf die Bundesbahn durch. Die Nachfrage nach Transportleistungen ist eingebrochen, in einigen Sparten bis zu 20 Prozent. Gleichwohl laufen über die Maschener Anlage jährlich rund 1 Million Güterwagen mit täglich 150 eingehenden und 150 abgehenden Güterzügen. Hier werden auch die Güterverkehre aus nordwestdeutschen Nordseehäfen und aus Schleswig – Holsteins Ostseehäfen verarbeitet. „Wieweit der Nachfragerückgang jetzt gehen wird und wie lange das dauert, können wir im Augenblick nicht sagen,“ erläuterte Frank Erschkat die Lage. Mittel- und längerfristig rechne er jedoch wieder mit einem deutlichen Anstieg. Die versammelten Kommunalpolitiker wiesen auf die befürchtete Lärmbelästigung durch zunehmenden Güterverkehr hin. Das gelte nicht nur für den Streckenausbau zwischen Stelle und Lüneburg. Der Ausbau sei zwingend notwendig, aber man erwarte auch ein deutliches Entgegenkommen bei dem nötigen Lärmschutz. Frank Erschkat berichtete von den Bemühungen der Bahn, „den Lärm an der Quelle, nämlich dem Rollgeräusch“ zu dämpfen. Dies geschehe, indem die Räder aus Gusseisen (Grauguss) durch Räder mit Laufflächen aus Verbundstoffen ersetzt werden. Das bringe eine Reduktion um etwa 10 Dezibel, was bei Menschen als eine erhebliche Lärmminderung ankommt. Die Kreistagsabgeordneten sprachen auch das jüngst vorgelegte Gutachten zu den Hafenhinterland-verbindungen an, das die niedersächsische Landesregierung am 22. Oktober vorgelegt hat. Die beiden Transportmanager sahen dafür allerdings die Zuständigkeit bei der Bahnsparte DB Netz. Bestätigen konnten sie nur, dass es bei zunehmenden Verkehrsaufkommen zu Engpässen auf der Schiene in bestimmten Abschnitten kommen wird. Die Kommunalpolitiker sehen eine Lösung vor allem in der Ertüchtigung vorhandener Strecken, einschließlich des 3. und 4. Gleises zwischen Stelle und Lüneburg. „Es rächt sich nun, dass dies jahrelang auf die lange Bank geschoben wurde“, sagte Fraktionschef Prof. Ahrens. Skeptisch sieht er auch die Einbeziehung von Eisenbahnstrecken der OHE. „Diese Anlagen wurden einst für Bummelzug – Personen und Güterverkehre gebaut und so sind sie heute noch“, meint er, „ es brummen täglich in Langsamfahrt einige wenige kurze Güterzüge über diese Strecken.“ Diese als Ausweichstrecken für modernen Güterverkehr zu betrachten, sehe eher wie eine Verzweiflungslösung aus, von der man besser die Hände lassen solle. Die „Heidebahn“ zwischen Buchholz und Soltau sei zwar in einem technisch besseren Zustand. Aber auch hier müsse Sicherheit und Lärmschutz für die Bevölkerung eine ganz hervor- ragende Rolle spielen.