Kultusminister sorgt für Chaos: Um die angekündigte Absenkung der Klassenobergrenze in den 10. Klassen der Gymnasien durchzusetzen, sollen den Gesamtschulen bereits zugesagte Lehrerstellen abgezogen werden.

„Dass die von der Niedersächsischen Landesregierung angekündigte Reduzierung der Klassengrößen an Gymnasien nun auf Kosten von bereits zugesagten Lehrerstellen an Gesamtschulen realisiert werden soll, kommt mir wie ein mieser Trick vor“, sagt die SPD-Landtagsabgeordnete Silva Seeler aus Buchholz. „Das ist ein rücksichtsloser Stellenklau, der die Planungssicherheit der betroffenen Gesamtschulen erheblich beeinträchtigt und deren Unterrichtversorgung ins Wanken bringt.“

Durch die Herabsetzung der Klassenobergrenzen an Gymnasien sei dort ein neuer Stellenbedarf entstanden, den nun die Gesamtschulen ausbaden dürfen – und das auch noch mitten in den Stellenbesetzungsverfahren! „Kultusminister Althusmann hat da ein ziemliches Chaos angerichtet“, so Seeler. „Erst heißt es, für die Umstellung seien 600 Stellen übrig, dann lesen wir in der Zeitung, dass ab dem kommenden Schuljahr 1000 Lehrkräfte fehlen.“

Laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wurden jetzt einige Gesamtschulen von der Landesschulbehörde informiert, dass ihnen bereits zugesagte Stellen wieder abgezogen würden. Ursache sei der Klassenbildungserlass, der die Klassenobergrenzen in der 10. Klasse des Gymnasiums von 32 auf 26 herabsetzt und der die Landesschulbehörde zwinge, die Vergabe von Stellen zu überprüfen und notfalls zu korrigieren. Wie viele Gesamtschulen davon betroffen sind, ist noch nicht bekannt.

Die IGS Winsen-Roydorf hat es getroffen. Ihr wurde eine fest eingeplante Stelle gestrichen. Das teilte die Schule jetzt mit. Sollte es bei dieser Entscheidung bleiben, stünde an der Schule einem fachspezifischen Bedarf in Sport von 22 Stunden eine Versorgung von 12 Stunden gegenüber. Demnach würde der Sportunterricht für einen ganzen Jahrgang komplett ausfallen.

„Das kann und darf nicht geschehen, zumal die Landesschulbehörde den Gesamtschulen zuvor noch mitgeteilt hatte, mit den Stellen auf jeden Fall planen zu können“, sagt Silva Seeler. „Die SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag wird sich massiv für den Erhalt der zugesagten Stellen einsetzen und eine personelle Schwächung der Gesamtschulen Niedersachsen nicht zulassen.“ Man habe es satt, dass immer wieder seitens der Regierung versucht werde, den Gesamtschulen das Leben schwer zu machen, so die Buchholzer Bildungspolitikerin. „Zu Beginn wollte man sie schlicht verhindern und jetzt, wo es sie gibt, sollen sie geschwächt werden. Das ist unfair und strotzt vor politischen Widersprüchen.“