Mit Paul Neumann aus Stelle hat die SPD einen tapferen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit verloren, einen, der seine Aufmerksamkeit immer den Menschen zuwandte – einen im wahrsten Sinne des Wortes sozialdemokratischen Vertreter des Volkes. Von 1965 bis 1983 gehörte Paul Neumann dem Deutschen Bundestag als Abgeordneter an, war unter anderem Vorsitzender der SPD-Arbeitsgruppe zu Sicherheitsfragen.

In meinem eigenen Wahlkampf und meiner ersten Zeit als Abgeordnete habe ich viel von Pauls Erfahrung und seinen Ratschlägen profitieren können. Wenn er mich begleitete, hatte ich ein gutes Gefühl. Er konnte einem Neuling wie mir Sicherheit geben. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Wo ich Paul auch begegnet bin, stets sind mir sein sonniges Gemüt und seine positive Einstellung gepaart mit einem dezidiert engagierten Auftreten im Gedächtnis geblieben.

17 Jahre im Bundestag in Bonn, unter anderem zu den Regierungszeiten von Willy Brandt und Helmut Schmidt, 1983 die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse, das er erst ablehnte, nach dem Zureden seines Freundes Herbert Wehner aber doch annahm – das sind überregionale Daten, die von Paul Neumann in Erinnerung bleiben werden. Aber nicht zuletzt hat Paul Neumann in der lokalen Politik Spuren hinterlassen: Als Ratsherr der Gemeinde Stelle, deren Gemeindedirektor und ehrenamtlicher Gemeindebürgermeister. 2001 verlieh die Gemeinde, die er nach dem Krieg zu seiner neuen Heimat erkor, die Ehrenbürgerwürde. Das Bild Stelles hat Paul Neumann nachhaltig beeinflusst — mit seinem Tatendrang und seiner Unnachgiebigkeit.

Er war ferner im Kreistag des Landkreises Harburg vertreten, fungierte in den 70er Jahren als Vorsitzender des damaligen SPD-Unterbezirks Lüneburg-Harburg, und engagierte sich über Jahrzehnte für die Arbeiterwohlfahrt. Bis ins hohe Alter verkörperte Paul Neumann ein Vorbild an Einsatz, Geradlinigkeit und Zuversicht. Wie so viele Sozialdemokraten ist auch Paul Neumann durch die bitteren Erfahrungen einer Kindheit und Jugend in Nazi-Deutschland geprägt und dann politisch orientiert und motiviert worden, wurde aber bereits in eine sozialdemokratisch vorbelastete Familie hineingeboren. Eine gute Basis!

Die SPD im Landkreis Harburg wird Paul Neumann vermissen und bestimmt hätte er Willy Brandts Satz, dass Politik nichts sei, aus dem heraus man sich pensionieren lassen kann, ohne zu zögern unterschrieben.

Ein Nachruf von Svenja Stadler, MdB