Es gebe genau drei zentrale Punkte, die für Deutschlands Zukunft von entscheidender Bedeutung seien: „Bildung, Bildung, Bildung“.
- Das war eine der Kernaussagen des Bundesfinanzministers und stv. SPD-Parteivorsitzenden Peer Steinbrück auf dem 10. SPD-Neujahrsempfang, der am 20. Januar im Alten Geidenhof in Hanstedt stattfand.

Begrüßt wurde der prominente Gast Peer Steinbrück vom SPD-Unterbezirksvorsitzenden Klaus-Dieter Feindt, der ihn als „Herrn des Geldes“ vorstellte. „Welches Geld?“, lautete die Replik von Peer Steinbrück, und hatte damit sogleich die Sympathie des Publikums und einige Lacher auf seiner Seite. Auch bei besserer Haushaltslage der öffentlichen Hand und gestiegenen Steuereinnahmen bleibt die SPD dem Ziel der Haushaltskonsolidierung und solider Staatsfinanzen verpflichtet. Peer Steinbrück steht dafür, einerseits die Staatsfinanzen, andererseits aber auch die wichtigen Politikfelder Bildung und Betreuung, Arbeitsmarkt und Wirtschaft im Auge zu behalten. Peer Steinbrück machte deutlich, dass Deutschland sein Wohlstandsniveau angesichts von Globalisierung und wirtschaftlichem Aufbruch in vielen Schwellenländern wie z.B. Indien und China nur wird halten und ausbauen können, wenn man sich anstrenge und verstärkt auf eine moderne Bildungspolitik setze. Dies fange schon bei der Kinderkrippe an, betreffe weiterhin die Schulen und Hochschulen und nicht zuletzt auch die berufliche Weiterbildung. Deutschland sei im hohen Maße eine Exportnation, über 40 % des Bruttoinlandsprodukts werde mit dem Export erwirtschaftet. Nur durch Bildung könne Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit erhalten und ausbauen.

Fakt sei: Die Wirtschaft befinde sich in einem robusten Aufschwung. Die Prognose der Bundesregierung sei, dass es 2008 ein Wachstum von knapp 2 % geben könne. Eine andere Zahl sei in diesem Zusammenhang noch wichtiger. Sie laute: 1,6 Millionen. 1,6 Millionen Menschen hätten seit 2005 Arbeit gefunden. 1,6 Millionen Menschen und ihre Familien profitierten direkt vom Aufschwung. 1,6 Millionen Menschen hätten wieder eine gute Perspektive. Dies sei auch das auch ein Verdienst von Gerhard Schröder und der Agenda 2010. Das dürften sich die Sozialdemokraten niemals kleinreden lassen! Auch die deutschen Unternehmen hätten sich neu aufgestellt, Arbeitnehmer und Gewerkschaften hätten die Priorität auf Arbeitsplatzsicherheit gesetzt. Damit verbunden gewesen sei manches Opfer, auch ein Rückgang der Nettoeinkommen. Deshalb wolle die SPD den Aufschwung für alle, gute Arbeit für alle.

Wirtschaftliche Dynamik sei kein Selbstzweck, sondern müsse den Menschen zugute kommen. Sie sichere staatliche Handlungsfähigkeit für das, was den Sozialdemokraten wichtig sei: - gesellschaftlichen Wohlstand gerecht verteilen (aber vorher erwirtschaften!), - für gerechte Lebenschancen sorgen – mehr in Bildung investieren, aber auch Schuldenabbau beschleunigen; - die großen Lebensrisiken absichern mit effizientem, solide finanziertem (!!!) sozialen Sicherungssystem. Alle drei Bereiche seien wichtig für Generationengerechtigkeit: Wir dürfen nicht länger auf Pump leben, auf Kosten unserer Kinder, Enkelkinder – wichtiges Beispiel dafür sei die Staatsverschuldung.

Auch deshalb sei es wichtig, neue Spielräume für echte Zukunftsinvestitionen zu schaffen in den Bereichen Bildung, Familie, Infrastruktur und Mobilität. Deshalb werde die Bundesregierung an ihrer Doppelstrategie festhalten: Konsolidieren UND in Wachstum investieren. Wichtigstes Beispiel sei das 25-Milliarden-Euro-Wachstumspaket, das schon gute Erfolge zeige.

Es gebe aber große Probleme bei der Verteilungsgerechtigkeit. Der Aufschwung sei noch nicht bei allen angekommen. Gerechter Lohn für gute Arbeit sei auch eine Frage des sozialen Zusammenhalts. Wo zwischen Einkommen gigantische Unterschiede klafften, werde das Gerechtigkeitsempfinden der Menschen verletzt. Es gebe Armut in Deutschland, und man brauche endlich einen Mindestlohn für alle! Eine Lösung für alle Branchen seien allemal vernünftiger als kleinteilige Speziallösungen für bestimmte Branchen, besonders wichtig sei ein Mindestlohn dort, wo Gewerkschaften schwach sind oder vom Arbeitgeber verhindert würden.

Deutschland müsse sich auch stärker als bisher um die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund bemühen. Nur so könne Gewalt verhindert werden und könnten ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte für die deutsche Volkswirtschaft bereitgestellt werden.

Den platten und ausländerfeindlichen Parolen der Rechtsextremisten erteilte Peer Steinbrück eine deutliche Absage. Auch den aggressiven und populistischen Wahlkampf des CDU-Ministerpräsidenten Koch nahm er aufs Korn. Koch habe in seinem eigenen Land Hessen enorme Versäumnisse zu verantworten – mehr Gewaltkriminalität, den Abbau von Polizisten- und Richterstellen, viel zu lange Verfahrensdauern in Jugendstrafsachen. Koch habe das Problem mitverursacht, das er jetzt beklagt.

Zu dem SPD-Neujahrsempfang waren auch zahlreiche Ehrengäste erschienen, darunter der Landrat des Lkr. Harburg, Joachim Bordt (FDP), und der Landrat des benachbarten Lkr. Lüneburg, Manfred Nahrstedt (SPD), sowie viele Bürgermeister und Vertreter von Vereinen und Verbänden.

Eingeladen hatten gemeinsam mit dem SPD-Unterbezirk die Bundestagsabgeordneten Monika Griefahn und Hedi Wegener, die Landtagsabgeordneten Uwe Harden, Silva Seeler und Brigitte Somfleth und der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Prof. Dr. Jens-Rainer Ahrens. Brigitte Somfleth, Günter Schwarz und einige Seevetaler Genossinnen und Genossen konnten nicht in Hanstedt dabei sein, weil zeitgleich in Meckelfeld die NPD demonstrierte. Alle Anwesenden fanden deutliche Worte gegenüber dem braunen Gedankengut.