Monika Griefahn führte interessantes Gespräch über Ehrenamt und Engagement mit Laurens Spethmann, Corny Littmann und Michael Naumann.

Drei Männer waren Gast auf dem Roten Sofa der SPD im Landkreis Harburg – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Laurens Spethmann, Corny Littmann und Michael Naumann konnte die Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn am vergangenen Donnerstag ein angeregtes Gespräch über „Kultur und Zivilgesellschaft“ in der gut besuchten Steller Bücherei führen. Die Diskussion mit ihr und den fast 80 Besuchern drehte sich um ehrenamtliches Engagement, die Mitgliederkrise der großen Parteien und die Frage, was das Ehrenamt für jene bedeutet, die es ausüben.

Die Runde aus dem Unternehmer und Stiftungsgründer Laurens Spethmann, dem Theaterinhaber und FC-St-Pauli-Präsidenten Corny Littmann und dem „Zeit“-Herausgeber und ehemaligen Kulturstaatsminister Michael Naumann erwies sich gemeinsam mit Moderatorin Monika Griefahn als eine stimmige, unterhaltsame Runde, die ernste Themen nicht scheute. Monika Griefahn wollte beispielsweise von Corny Littmann wissen, ob er in seinen Bereichen gegen Rechtsextremismus angehen könne. Im Fußball, entgegnete der Club-Präsident, sei das im bescheidenen Rahmen möglich. St Pauli habe eine lange Tradition mit einer Stadionordnung, die sich deutlich gegen Rechtsextremismus positioniere. Littmann kritisierte aber den Deutschen Fußball Bund, der in dieser Sache seiner Meinung nach halbherzig agiere aus Angst, Zuschauer und Einnahmen zu verlieren.

Laurens Spethmann erläuterte sein Engagement für den Landkreis Harburg. Unter anderem kann nur mit Hilfe seiner Laurens Spethmann Stiftung das Behindertenwohnheim des Vereins LeA in Neu Wulmstorf entstehen. „Engagement liegt bei uns in der Familie. Schon mein Großvater hat nach dem Ersten Weltkrieg eine Rentnerspeisung gegründet“, erzählte der 79-Jährige. „Wenn man sich den Slogan ,der Mensch steht im Mittelpunkt’ zu eigen macht, muss man ihn ja auch praktizieren“, war seine einfache Erklärung für sein Engagement bis zum heutigen Tag.

Mit Wortwitz und Tiefsinn beantwortete Michael Naumann die Fragen der Abgeordneten. Er lobte Unternehmer Spethmann für seine Stiftungsgründung. Aus Stiftungen – so ging er später auf eine Zuschauerfrage ein – würden Bereiche finanziert, in die der Staat nicht hineinregieren könne und in denen er auch gar nichts zu suchen habe. Gleichwohl gebe es kulturelle Bereiche, in denen Politik wichtige Arbeit leiste, um kulturelle Vielfalt zu erhalten. Sein Beispiel war die Buchpreisbindung, für die sich auch Monika Griefahn immer eingesetzt hat. Die EU habe diese abschaffen wollen – mit der Folge, so Naumann, dass große Buchhandelsketten in Deutschland den Markt für unabhängige Buchläden kaputtgemacht hätten. Die Intervention Deutschlands in Brüssel habe das verhindern können.

Im Gespräch stellte Monika Griefahn fest, dass jeder ihrer drei Gäste sein ehrenamtliches Engagement neben dem Beruf ausübt. Ihre Frage, was für Rahmenbedingungen es brauche, damit die Menschen sich engagierten, führte zu einer kritisch geführten Debatte über das Ehrenamt unter Jugendlichen und deren Abkehr von den etablierten Parteien. Mehrere Jugendliche im Publikum waren der Beweis dafür, dass junge Menschen sich sehr wohl engagieren – in der Kirche, im Naturschutz und gegen Rechtsextremismus. Corny Littmann stellte heraus, dass das Engagement der Jugendlichen auch dort stattfinde, wo „Menschen um die 50“ es nicht mehr verstehen – in sozialen Netzwerken im Internet beispielsweise. Er sah jedoch einen deutlichen Unterschied zwischen dem Engagement heute und dem Engagement in seinen eigenen jungen Jahren: „Ich sehe heute einen sehr verengten Blick auf die eigene soziale Situation, die zum Engagement führt“, sagte er. Und weiter: „Die Menschen rufen sehr oft nach dem Staat. Das war bei uns anders.“ Michael Naumann fügte trocken hinzu: „Stimmt, wir wollten ihn abschaffen.“ Auch aus dem Publikum meldeten sich Interessierte zu Wort. So erklärte zum Beispiel Superintendent Dirk Jäger die Abkehr der Jugend von den klassischen Parteien damit, dass das Gefühl, etwas bewirken zu können, nicht mehr da sei. Die Jugendlichen hätten das Gefühl, sehr viele Dinge seien gesetzt und unveränderbar.

Insgesamt trafen die Zuhörer in der Steller Bücherei auf eine gut aufgelegte Bundestagsabgeordnete und –kandidatin Monika Griefahn, auf sympathisch und gewitzte Gesprächspartner, die sich spürbar mit der Welt um sich herum beschäftigen, und auf ein interessiertes, ebenfalls nachdenkliches Mit-Publikum. Es war eine runde Sache, das Gespräch der Abgeordneten mit den drei Männern auf der Couch.