Zu diesem Thema hatte die Seevetaler SPD im Rahmen ihrer ersten öffentlichen Mitgliederversammlung eingeladen - am Dienstag, den 21. September 2010, in das Gasthaus Gambrinus in Hittfeld.
Über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich an diesem Abend eingefunden, um über eine bessere Bildungspolitik, vor allem über Chancengleichheit für alle Kinder in Niedersachsen zu diskutieren - darunter auch Gäste aus dem Bereich von Schule und Elternvertreter.

n einem fachlich kompeten Kurzreferat gab die schulpolitische Sprecherin der SPDFraktion im Niedersächsischen Landtag, Frauke Heiligenstadt, einen Abriss zum Sachstand der aktuellen Schulpolitik. Die amtierende Landesregierung von CDU und FDP habe es über Jahre versäumt, gute Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Förderung der Kinder zu schaffen - im Gegenteil:

* Das krampfhafte Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) habe dazu geführt, dass, nach Abschaffung der „Orientierungsstufe“, ein „Run“ auf die Gymnasien stattgefunden hat, bei gleichzeitig abnehmender Schülerzahl an den Realschulen sowie einem rapiden Rückgang an den Hauptschulen.
* Die Einrichtung von Gesamtschulen sei erst verboten und dann mit sehr hohen Hürden (Fünfzügigkeit bei Neugründung) wieder eingeführt worden.
* Zusätzlicher Stress für die Schülerinnen und Schüler entstehe durch das „Turbo“-Abitur, nach 12 Jahren (auch an Gesamtschulen).
* Zu große Klassen und zu wenig Lehrer lassen eine motivierte Lernsituation im Unterricht nicht zu.
* Fehlende Schulsozialarbeit an allen Schulformen, mit Ausnahme der Hauptschule, verhindere die notwendige Förderung und Betreuung der Kinder.
* Der freie Elternwille werde durch eine frühe Auslese nach der 5. Klasse in Frage gestellt.

Jetzt werden die Regierenden von der Realität eingeholt. Der Druck von Eltern, Lehrern, Schülerinnen und Schülern, aber auch von den Kommunen wächst. Alle fordern bessere Schulen und einen besseren Unterricht.

Daher wolle nun der Kultusminister Vertreterinnen und Vertreter aller Kommunen an einen „Runden Tisch“ bitten; ein Termin stehe aber noch aus. Zwischenzeitlich habe der Landeselternrat die Fraktionen im Landtag zu einem „Bildungsgipfel am 30. September 2010 geladen. Hier werde auch die SPD-Fraktion ihre Vorschläge zur Verbesserung der Schulen einbringen.

„Die SPD hat klare Vorstellungen darüber, wie eine moderne, zeitgemäße „Gute Schule“ aussehen sollte“, betonte die Referentin und führte die Kernpunkte auf:

* Integrierte Gesamtschulen (auch kleine Formen) überall dort, wo Eltern und Schulträger dies wünschen;
* favorisierte Schulform im 2 Säulen-Modell (Gesamtschule + Gymnasium);
* voll ausgestattete Ganztagsschulen (an 4 Wochentagen), mit Förderunterricht und gesundem Mittagessen;
* mehr Zeit zum Lernen für alle Kinder;
* Wahlmöglichkeit für ein Abitur nach 12 oder 13 Jahren, auch an Gesamtschulen;
* Schulsozialarbeit und Schulpsychologen an allen Schulen;
* kleinere Klassen, besserer Unterricht, mehr individuelle Förderung.

In der anschließenden regen Diskusion fand ein lebendiger Austausch von unterschiedlichen Argumenten und Erfahrungen aus dem Schulalltag statt.
Als Fazit lässt sich festhalten: Es sollten vor Ort jeweils nach Bedarf Mischformen in der Schullandschaft möglich sein; seien es Haupt- und Realschulen im Verbund oder auch die Entlastung der Gymnasien durch eine Kooperation mit der Integrierten Gesamtschule. So bleibt ein vielfältiges Angebot mit den notwendigen Möglichkeiten zur Ausgestaltung erhalten.
„Wir haben viel Neues erfahren, aber wir haben vielleicht auch einige Ideen mit auf den Weg bringen können“, so fasst der Ortsvereinsvorsitzende, Andreas Rakowski, den spannenden Diskussionsabend zusammen. Wichtig bleibe es, auf dem Weg zu einer „Guten Schule“ alle einzubinden und mitzunehmen – Lehrer, Eltern und Kinder.