„Was wollen wir eigentlich?“ – vielleicht ist das die alles entscheidende Frage, wenn es um die Zukunft der Landwirtschaft geht. Andrea Schröder-Ehlers stellte sie bei einer Diskussion unter dem Motto „Schmeckt es noch?“, zu der die SPD-Ortsvereine Seevetal, Rosengarten und Stelle am vergangenen Sonntag nach Meckelfeld eingeladen hatten. Zu Gast außerdem: Eckehard Niemann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).

Ob der Verbraucher wirklich die Macht hat, mit seinem Verhalten dafür zu sorgen, dass Landwirtschaft Landwirtschaft bleibt und nicht zur Agrarindustrie wird, das bleibt ungewiss. In der Diskussion klang Hilflosigkeit durch: Viele Zuhörer wollten, dass Futtermittel wieder vor Ort hergestellt und landwirtschaftliche Betriebe nach Art der Bewirtschaftung gefördert werden.
Für Schröder-Ehlers, die seit sieben Monaten agrarpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion in Hannover ist, steht Tierschutz durch ihre Funktion weit oben auf der Themenliste – nicht zuletzt, weil in diese sieben Monate der Rücktritt der massentierhaltungsfreundlichen Ex-Agrarministerin Astrid Grotelüschen und der Dioxinskandal bei Hühnereiern fielen. Ihre Ausführungen auf dem Roten Sofa in Meckelfeld zeigten, dass Massentierhaltung und Tierschutz weit voneinander entfernt sind. So wiege eine Pute nach drei Wochen herkömmlicher Aufzucht rund sechs Kilogramm, nach drei Wochen Mast in der Massentierhaltung wiege sie 21 Kilo. Diesen erschreckenden Zahlen gegenüber stehen wirtschaftliche Interessen: Die industrielle Landwirtschaft sei zweitwichtigster Wirtschaftsbereich in Niedersachsen. „Jedes zweite in Deutschland gekaufte Huhn kommt aus Niedersachsen.“
Für Eckehard Niemann von der AbL ist das kein Grund, auf das Ziel einer Landwirtschaft mit überschaubaren Strukturen und artgerechterer Tierhaltung zu verzichten – zumal viele Landwirte ebenfalls nicht glücklich mit den Entwicklungen auf dem Agrarsektor seien. Er verwies auf Chancen, auf EU-Ebene Änderungen zu erreichen, da die aktuelle Subventionspraxis nach Fläche 2013 auslaufe und ab 2014 neue Bestimmungen gelten sollten. Die europäische Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) werde derzeit verhandelt. Zu Niemanns Forderungen gehören Obergrenzen für Stall- und Flächengrößen sowie eine Deckelung der Subventionen und schärfere Bedingungen für die Geldervergabe. Um Monokulturen zu verhindern solle vorgeschrieben werden, dass es Fruchtfolgen zu geben habe.
Auch Kommunen, so wurde in der Veranstaltung deutlich, seien nicht komplett machtlos, wenn ein Bauantrag für einen Mega-Stall gestellt werde. Sie könnten sich zum Beispiel ein Leitbild erstellen, das Massentierhaltungen ausschließe. Zusätzlich sei es möglich, die Flächennutzungspläne zu überarbeiten oder bei eventuellen Bauanträgen auf die Zuwegung zu achten.
Die SPD in Niedersachsen, das versprach Astrid Schröder-Ehlers, werde sich des Themas auf jeden Fall mehr annehmen als sie es in den vergangenen Jahren getan habe. Am 26. März schon wird die SPD das Thema bei einer Konferenz in Hannover aufgreifen. So gesehen haben die Proteste der Bürger gegen Massentierhaltung an etlichen Orten in Niedersachsen, die umstrittene Personalie Grotelüschen und der Dioxinskandal Wirkung gezeigt. Es muss Grenzen geben, war der Tenor der SPD-Veranstaltung.