Der geplante Ausstieg aus der Stromerzeugung durch Atomkraftwerke bedingt eine erhöhte Nachfrage nach alternativen Energien. Vor dem Hintergrund der Diskussion über die Energiewende und der anstehenden Planung einer Biogasanlage in Garstedt veranstaltete der SPD - Ortsverein Hohe Geest eine sehr gut besuchte Informationsveranstaltung im Schützenhaus Garstedt, die von Christa Beyer (SPD Garstedt) moderiert wurde.

Am Beispiel der in Garstedt geplanten Biogasanlage wurden die Möglichkeiten, aber auch die Vor- und Nachteile einer solchen Anlage aus technischer, landwirtschaftlicher, umweltpolitischer und planungsrechtlicher Sicht beleuchtet. Christian Cordes, Betreiber einer Biogasanlage in Wesel und Mitinhaber der zukünftig in Garstedt geplanten Biogasanlage, stellte deren Konzept vor. Seine Planung sieht vor, dass bis zu 60% Mais und 30% Gülle sowie 10% andere Biomasse beispielsweise Rüben in der Anlage eingesetzt werden sollen. Die Angst vor weiterer „Vermaisung“ des Landschaftsbildes versuchte er dadurch zu entkräften, das die benötigten Maisflächen bereits jetzt im Anbau sind, allerdings in seiner Anlage in Wesel verarbeitet werden. Er stellte klar, dass er neben der Stromerzeugung auch die Wärmenutzung der Anlage anstrebe. Zumal sich die Förderrichtlinien ab 2012 ändern werden und nur noch Anlagen mit einer staatlich garantierten Vergütung unterstützt werden, die nicht nur Strom- sondern auch Wärmeerzeuger sind, die Ausbeute der Biomasse soll dadurch erhöht werden. Angedacht ist die Versorgung von ca. 70 Garstedter Haushalten mit Wärme. Die Realisierung muss Bestandteil des weiteren Genehmigungsverfahrens sein, für das der Gemeinderat Garstedt zuständig ist.
Kreislandwirt Willy Isermann führte aus, dass Planung und Bau einer Biogasanlage in erster Linie eine unternehmerische Entscheidung des Landwirtes sei. Im Landkreis Harburg sind – ohne die Garstedter Anlage – derzeit 13 Biogasanlagen in Betrieb und weitere in der Planung, im Verhältnis zu anderen Regionen in Niedersachsen eine vergleichsweise geringe Anzahl. Neben dem Mais, der ohne Zweifel die ertragsreichste Pflanze für die Vergärung in Biogasanlagen ist, eignen sich auch andere Rohstoffe, z.B. Rasenschnitt aus den Gärten, wie Professor Dr.-Ing. Kerstin Kuchta vom Institut für Abfallressourcenwirtschaft der TU Hamburg-Harburg erläuterte. Auf Nachfrage ergänzte Saskia Oldenburg, Doktorandin an der TU Harburg, das auch Eichenlaub einen hohen Energieertrag liefert, allerdings ist es aufwendiger in der Vorbehandlung. Angesichts der Keimbelastung von Gemüse mit EHEC-Keimen versicherten beide Wissenschaftlerinnen auf die besorgten Fragen von Bürgern, dass zahlreiche Untersuchungen keine höhere Belastung des Gärsubstrates mit Keimen nach der Behandlung in einer Biogasanlage ergeben hätten und deshalb in der Regel das Substrat auch als Düngemittel wieder auf die Felder ausgebracht werden könne.
Reinhard Riepshoff, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, berichtete von der Errichtung der großen Biogasanlage in Heidenau und empfahl ebenso wie Jürgen Beyer, Vorsitzender des Planungsausschusses der Samtgemeinde Salzhausen, im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eindeutige vertragliche Regelungen mit dem Betreiber der Anlage zu treffen, welche einerseits die Folgekosten für die zu erwartenden Straßenausbauten und Reparaturen andererseits die An- und Abfahrten der Rohstoffe und Gärreste beinhalten. Lärm- und Verkehrsbelastung für die Anwohner muss so erträglich wie möglich gestaltet werden.

Am Ende der Diskussion war klar, dass durchaus Fragen offen geblieben sind. Vor einer Entscheidung, die Auswirkungen auf die nächsten zwanzig Jahre hat, wird sich der Gemeinderat Garstedt noch sehr intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen müssen.