Die Natur- und Umweltschutzziele für Niedersachsen und den Landkreis von BUND und NABU waren kürzlich Themen eines Informationsgespräches mit dem örtlichen SPD-Landtagskandidaten Markus Beecken. Beide Umweltschutzverbände erläuterten Beecken, was sie von der Landesregierung grundsätzlich und für den Landkreis im Einzelnen erwarten. Mit der Frage „Wie viel Niedersachsen bleibt uns noch?“ kritisierten sie den dramatischen Anstieg des Flächenverbrauchs.

Täglich werden in Niedersachsen 15 Hektar zugebaut, betoniert oder asphaltiert. Bundesweit sind es sogar 77 Hektar unserer Naturlandschaft. Während das Bevölkerungswachstum sinkt, steigt der Flächenverbrauch für Siedlungsvorhaben, Gewerbeflächen und Straßen seit Jahren kontinuierlich an. Der Anteil an noch intakten Naturräumen beträgt im Flächenland Niedersachsen gerade mal 19%! Negativ hat sich landesweit ausgewirkt, dass das wirksame Instrument des behördlichen Umwelt- und Naturschutzes durch Verschiebung von der damaligen Bezirksregierung auf die Kreisebene erheblich geschwächt wurde. Die einstmals versprochenen positiven Synergieeffekte verkehren sich durch das Fehlen von Personal und Fachkräften in das Gegenteil. Die Naturschutzbehörde des Landkreises ist leider oft nur Zaungast des Geschehens. Letztlich werden Entscheidungen – wenn es um massive Wirtschaftsinteressen geht – auf ganz anderer Ebene gefällt.

Daher – so die politischen Forderungen an Markus Beecken – sollten die entwicklungspolitischen Ziele des Landesraumordnungsprogramms und des Regionalen Raumordnungsprogramms für die Gemeinden, Städte und Privatpersonen erheblich mehr an Verbindlichkeit erhalten - letztlich justiziabel sein.

Die andauernde, weitere Zerschneidung der Landschaft ist der Grund für die Isolierung von wild lebenden Tieren und Pflanzen und führt zum Aussterben von immer mehr Arten. Die in großen Schritten gelaufene Entwicklung der Landwirtschaft vom traditionellen Bauernhof zu Agrarfabriken mit riesigen Anbauflächen tragen des Weiteren zum Artensterben bei. Hier ist die Politik gefragt, die verbliebenen Grünregionen rechtlich wirksam zu schützen, Naturräume wieder zu vernetzen, insbesondere Bäche und Flüsse naturnah zu erhalten und wieder zurückzuversetzen.

Alarmierend ist des Weiteren die Siedlungsentwicklung, die ebenfalls zur Zerstörung von Naturräumen beiträgt. Die Folgen sind überall zu sehen: Streubebauung in die Landschaft, Bebauung von Fluss- und Bachauen, neue Baulandausweisungen statt Verdichtung etc. An dieser Stelle wird die mangelnde Verbindlichkeit der landesweiten und regionalen Raumordnung besonders deutlich. So ist vorgesehen, um die Zersiedelung und den Flächenverbrauch zu verhindern, eine Siedlungsstruktur entlang der Verkehrs- und Infrastrukturachsen Hamburg-Stade, Hamburg-Buchholz-Tostedt sowie Hamburg-Winsen-Lüneburg. Hieran haben sich Gemeinden und Landkreis größtenteils nicht gehalten. So wurden und werden die freizuhaltenden grünen Achsenzwischenräume weiter bebaut und von Verkehrswegen zerschnitten.

Im Verlauf des Gesprächs informierten die Umweltverbände Markus Beecken mit weiteren umfangreichen Vorschlägen, Forderungen und Fragestellungen zum regionalen Raumordnungsprogramm sowie zu Einzelproblemen wie z.B. die Grundwasserentnahme in der Nordheide, die Walderhaltung, Trinkwasserschutzgebiete, die „Vermaisung“ der Landschaft und dem Artenschutz. Markus Beecken verwies auf das Konzept der SPD zur „Zukunftsweisenden Regionalplanung“, das in allen Grundpositionen mit den Forderungen der Naturschutzverbände übereinstimmt. Auch in aktuellen umweltpolitischen Regelungen, wie das ökologische Netzwerk „Natura 2000“, gibt es volle Übereinstimmung. Laut Beecken müssen die auftretenden Nutzungs- und Interessenskonflikte zwischen Ökonomie und Ökologie durch eine langfristig vorausschauende Entwicklungsplanung gelöst werden. In der Regionalplanung sollte dem Naturschutz eine stärkere Position als bisher eingeräumt werden. Über den Zeithorizont der regionalen Raumplanung hinaus, sollte ein verbindliches Leitbild des Landkreises für die nächsten Jahrzehnte mit dem Ziel, den Flächenverbrauch zu reduzieren, entwickelt werden. Das bedeutet u.a., dass die Flächen für Bodenabbau, Windenergie und für den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen im Interesse des Ganzen zu begrenzen sind.

Für die Siedlungspolitik spricht sich Beecken nachdrücklich für die durch die Bahnlinien gegebenen Siedlungsschwerpunkte aus. Die geschlossenen Grünflächen zwischen den Achsen müssen als solche erhalten bleiben.