Einen kreisübergreifenden engeren Schulterschluss bei der Raumplanung für Wind-kraft- anlagen und der weiteren Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) vereinbarten jetzt die Lüneburger und die Harburger Kreistagsfraktionen auf ihrer gemeinsamen Sitzung am 8. April in Marschacht (Marschachter Hof).

An der Kreisgrenze zwischen den beiden Landkreisen bestehe ein Abstimmungsbe-darf über die Grundsätze, nach denen Windkraftanlagen künftig gebaut werden sol-len, erläuterte die umweltpolitische Sprecherin der SPD – Kreistagsfraktion, Christa Beyer aus Garstedt. Das gelte besonders für die südöstlich an die Samtgemeinde Salzhausen angrenzenden Gebiete. Die Lüneburger Abgeordneten sehen für den weiteren Verlauf der Planungen in gleicher Weise Abstimmungsbedarf. „Die große Mehrheit der Bevölkerung wünscht den Atomausstieg und damit die Energiewende“, argumentierte der Lüneburger Fraktionsvorsitzende Franz – Josef Kamp. Es komme nun darauf an, die Bevölkerung auf diesem Weg mitzunehmen und mit abgestimm-ten Konzepten und viel Transparenz bei der Entscheidungsfindung die Entwicklung voranzubringen. Auch über befürchtete negative Effekte wie Schallemissionen und Schattenentwurf müsse offen geredet werden.

Wegen der Vielschichtigkeit der damit zusammenhängenden Sachfragen vereinbar-ten die beiden Fraktionen die Bildung einer Arbeitsgruppe mit den jeweiligen Fach-leuten ihrer Fraktionen. Die Arbeitsgruppe hat den Auftrag, Vorschläge für das weite-re Verfahren bei der Aufstellung von Windkraftanlagen zu machen. Die strukturellen Gegebenheiten auf beiden Seiten der Kreisgrenze müssen auf diese Weise besser in den Blick genommen werden, forderte Prof. Jens-Rainer Ahrens, Fraktionsvorsitzender auf der Harburger Seite.

Ein weiterer Schwerpunkt der Beratungen galt dem öffentlichen Personennahverkehr. „Die Vorstellung einer S- Bahnlinie entlang der Strecke Harburg – Lüneburg ist eine Option für eine sehr ferne Zukunft mit einem Aufwand von mehreren hundert Millionen Euro“, stellte Uwe Harden, stellv. Landrat im Landkreis Harburg, klar. Es müsse jedoch an Verbesserungen gearbeitet werden, die kurz- und mittelfristig machbar und darüber hinaus als realistisch anzusehen seien, ergänzte Matthias Westermann aus Winsen: „Wahlkampfgetöse bringt uns hier überhaupt nicht weiter“. Die Optimierung der Verkehrssituation dränge aber ganz akut zur Verbesserung. Dazu zähle eine verbesserte Vertaktung von Personenzügen mit Haltepunkten auch an den kleineren Bahnhöfen. Das wäre ein großer Fortschritt für die Pendler.
Daneben bestünden akute Sorgen bei der Entwicklung des Güterverkehrs auf der Straße. Auch hier soll eine kleine Arbeitsgruppe aus beiden Fraktionen Vorschläge erarbeiten.

Auch das Thema Heidewasser wurde intensiv erörtert. Die Nutzung der Grundwasserreserven müsse strikt dem Grundsatz der Nachhaltigkeit unterliegen, betonte Manfred Nahrstedt, SPD Landrat im Landkreis Lüneburg. In Westergellersen sinke der Grundwasserspiegel mit negativen Folgen für die Landschaft aber in den be-nachbarten Vierhöfen würden „die Keller absaufen“. Brigitte Somfleth, frühere Land-tagsabgeordnete aus Meckelfeld, wies darauf hin, dass die Rückführung von Einnahmen aus der Grundwasserförderung in einen Fonds für Renaturierungs-maßnahmen in der Region eine gute Sache sei. Sie kritisierte jedoch, dass entspre-chende Vorschläge seit langem auf dem Tisch gelegen hätten, aber die alte Landes-regierung überhaupt nicht bereit gewesen sei, das umzusetzen. Das Thema Was-serentnahme ende nicht an den Kreisgrenzen und müsse in einen größeren Zusammenhang gestellt werden.

Im Ergebnis der Beratungen bestand Einigkeit, den Gedankenaustausch über die Kreisgrenzen hinweg weiter zu intensivieren. Bereits kurz nach den Sommerferien wird ein weiteres Treffen der beiden Fraktionen angestrebt. Dabei soll das Thema „Schulentwicklung“ einen besonderen Schwerpunkt bilden.