- mehrere Trassenvarianten durch den Landkreis Harburg sind im Gespräch
- SPD-Kreistagsfraktion fordert mehr Transparenz

Die schon seit 20 Jahren andauernde Diskussion um die Y-Trasse nimmt kein Ende und eine neue Wendung: Es werden neue Varianten untersucht, und mehrere der untersuchten Trassenvarianten durchschneiden den Landkreis Harburg; Details zu den zu untersuchenden Varianten werden aber von Bahn und Bundesverkehrsministerium seit fast einem Jahr nicht veröffentlicht.

Svenja Stadler
Svenja Stadler

Die Hafenhinterlandanbindung für die norddeutschen Seehäfen u.a. in Hamburg, Wilhelmshafen, Bremen und Bremerhaven müsste dringend verbessert werden und mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Ganz offensichtlich hat aber das von einem CSU-Minister geführte Bundesverkehrsministerium kein Interesse daran, zeitnah etwas für die norddeutsche Schienenverkehrsinfrastruktur zu tun, und informiert nur zögerlich und unzureichend über aktuelle Planungen zur Y-Trasse. Die frühere Planung einer Y-Trasse für den schnellen Personenverkehr mit einer Ausbaugeschwindigkeit von bis zu 300 km/h, für die von 1999 bis 2001 ein Raumordnungsverfahren durchgeführt wurde, ist aufgrund des schlechten Nutzen- KostenVerhältnisses Geschichte. Priorität haben jetzt der Güterverkehr und die Schienenanbindung der norddeutschen Seehäfen.

Auf eine Resolution des Kreistags des Landkreises Harburg zur Y-Trasse hin hat der zuständige CDU-Staatssekretär Ferlemann darüber informiert, dass die DB Netz AG Alternativen zur Y-Trasse untersucht.

Dazu gehören nach Aussage des Staatssekretärs erstens eine im Trassenverlauf der bisherigen Planung der Y-Trasse entsprechende, für den Güterverkehr optimierte Mischverkehrsstrecke (sog. „Planfall 9a“), die bei Lauenbrück von der Strecke Hamburg – Bremen abzweigt, zweitens eine reine Güterverkehrsstrecke und drittens Ausbauvarianten verschiedener vorhandener Strecken (vor allen Dingen der sog. „Planfall 45“ mit Ausbau der Strecke Hamburg – Hannover zwischen Lüneburg und Celle, sowie Ausbau zwischen Verden/Aller und Nienburg/Weser sowie zwischen Nienburg/Weser und Wunstorf).

Einzelheiten zu den untersuchten Trassenvarianten und zum genauen Streckenverlauf sind aber nicht bekannt geworden, insbesondere nicht, welche reinenGüterverkehrsstrecken nun untersucht werden. Die Deutsche Bahn AG scheint bei der Variante einer reinen Güterverkehrstrasse eine Trasse südlich von Hamburg entlang der Autobahn 7 Richtung Celle zu favorisieren (vgl. HAZ-Artikel „Bahn prüft Alternativen zur Y-Trasse“ vom 30.11.2012). Der genaue Verlauf und die Ein- bzw. Ausfädelung sind unbekannt.

Im Landkreis Rotenburg (Wümme) rührt der CDU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel heftig dafür die Werbetrommel, dass eine Güterverkehrsstrecke quer durch den Landkreis Harburg von Ashausen bis Unterlüß gebaut werden soll (Rotenburger Kreiszeitung vom 13.7.2013). Grindel zitiert aus einem internen Papier der Deutschen Bahn, dass drei Trassen untersucht werden sollen: Die erste Variante sei eine Neubaustrecke zwischen Maschen und Celle mit dem Ausbau der Strecke Soltau – Langwedel mit Kosten in Höhe von 3,2 Milliarden Euro. Die zweite Variante führe von Ashausen über Lüneburg und Uelzen nach Celle (Ausbau der bisherigen Hauptstrecke Hamburg – Hannover, mit Umfahrungen von Lüneburg und Uelzen), wobei auch die Strecke zwischen Nienburg und Wunstorf ertüchtigt werden müsse, mit Kosten in Höhe von drei Milliarden Euro. Grindel favorisiere daher die dritte Variante, den Neubau einer Strecke zwischen Ashausen und Unterlüß, westlich vorbei an Lüneburg mit einer Abzweigung nach Uelzen, mit Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Es gibt Zeitungsberichte, wonach das genannte interne Papier der Deutschen Bahn AG unter Verschluss gehalten wird (Walsroder Zeitung vom 21.8.2013). Ob es schon ein Ergebnis der Machbarkeitsstudie gibt, ist unklar.

Dazu erklärt der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Prof. Dr. Jens-Rainer Ahrens:

„Wir fühlen uns insbesondere vom CSU-geführten Bundesverkehrsministerium und der Deutschen Bahn AG unzureichend informiert, welche Alternativen zur Y-Trasse derzeit untersucht werden. Eine Information soll nach Auskunft des CDU-Staatssekretärs erst erfolgen, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind. Wir wollen es nicht hinnehmen, dass die Bürgerinnen und Bürger und auch die Kommunalpolitik erst nach Abschluss der Untersuchungen informiert werden sollen und dann eventuell vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Auch wenn in den nächsten Jahren vermutlich kein Geld für das milliardenschwere Verkehrsprojekt Y-Trasse oder die Umsetzung von Alternativen da sein wird, könnte eines Tages eine Trasse den Landkreis Harburg durchschneiden. Es besteht die Notwendigkeit einer Verlagerung von Güterverkehr von der Straße auf die Schiene. Es erschließt sich mir aber nicht, wie eine im Landkreis Harburg abzweigende Güterverkehrsstrecke zur Hafenhinterlandanbindung der Häfen in Wilhelmshafen (Jade-Weser-Port), Emden, Bremen, Bremerhaven beitragen können soll. Wir fordern eine schnellstmögliche Aufklärung über die untersuchten Trassenvarianten!“

Die SPD-Bundestagskandidatin Svenja Stadler erklärt:

„Wir brauchen endlich mehr Transparenz und fordern umfassende Informationen. Das Bundesverkehrsministerium und die Deutsche Bahn müssen zeitnah über alle Planungen informieren. Wenn ich in den Bundestag gewählt werde, kümmere ich mich umgehend um diese Frage.“

Hintergrundinformationen:

Die Überlegungen für eine Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover reichen mindestens bis in das Jahr 1962 zurück. 1992 stellte die Deutsche Bundesbahn erste Planungen für die Linienführung einer Neu- und Ausbaustrecke zwischen Hamburg, Bremen und Hannover vor. Am 9.6.1999 wurde das Raumordnungsverfahren eingeleitet. In der Diskussion war unter anderem auch eine Variante 3 durch den Landkreis Harburg mit Untervarianten. Eine ältere Untervariante sah eine Einfädelung bei Ashausen vor, eine andere eine Einfädelung bei Ohlendorf und dem Buchwedel. 2001 erfolgte eine landesplanerische Feststellung, die auf 8 Jahre befristet war und im Februar 2009 um 8 Jahre verlängert wurde. Zu der Eröffnung von Planfeststellungsverfahren kam es nie.

Die Bahn hat davon Abstand genommen, die Y-Trasse für den Hochgeschwindigkeitsverkehr / Personenfernverkehr so auszubauen, dass sie für eine Geschwindigkeit von 300 km/h ausgebaut ist (sog. „Planfall 9“), und geht jetzt vom Mischbetrieb Personenfernverkehr und Güterverkehr aus. Die modifizierte Planung der Y-Trasse heißt im Jargon der Planer „Planfall 9a: ABS/NBS Hamburg/Bremen – Hannover (V max auf NBS = 250 km/h)“. Der „Planfall 9a“ umfasst eine Neubaustrecke Lauenbrück – Isernhagen, eine Ausbaustrecke Langwedel – Visselhövede mit zweigleisigem Ausbau auf 160 km/h und Elektrifizierung sowie eine Neubaustrecke Isernhagen – Lehrte. Daneben werden verschiedene Alternativen einer reinen Güterverkehrsstrecke z.B. entlang der A 7 und eines Ausbaus der Bahnstrecke Hamburg - Hannover diskutiert.

Quellen und weiterführende Links: