Die Diskussion unter Winsens Politikern um die Frage, ob denn die Innenstadt in Zukunft autofrei sein sollte oder doch lieber für jedermann befahrbar, mutet an wie aus einer längst vergangenen Zeit. Wer die aktuellen Debatten zu diesem Thema verfolgt erkennt, dass die Antwort in jedem Fall sein muss:

Bitte autofrei. Und dabei geht es nicht einmal um Feinstaub und Klimaschutz.

Manchmal hilft ein Blick über die eigene Stadtmauer hinweg. Lüneburg, Buxtehude und Stade gelten allesamt als hoch attraktive Einkaufsstädte mit großem Erlebniswert. Sie haben eines gemeinsam: Ihre Innenstädte sind autofrei. Das tut übrigens einer vielfältige Ladenlandschaft mit wertigen Geschäften aus dem Einzelhandel keinen Abbruch. Im Gegenteil, sie sind in allen drei Städten reichlich zu finden, auch in den kleinen Nebenstraßen. Wie auch Cafés und Restaurants.

All drei Städte haben eine weitere Gemeinsamkeit: Sie bieten großzügige Parkplätze in unmittelbarer Innenstadtnähe – und das nicht nur an einer Stelle sondern rundum. Wer einkaufen oder flanieren möchte, hat so die Möglichkeit, aus unterschiedlicher Richtung auf kurzem Weg in die fußgängerfreundliche City zu gelangen.

Die Voraussetzungen dafür hat auch Winsen. Der Stadtkern innerhalb der Ringstraßen bietet sich als Fußgängerzone geradezu an, und es gibt ja sogar Bereiche, die jetzt schon – fast – autofrei sind. Wenn die Konsumbürger also an der Luhe und in der Marktstraße statt in Lüneburg bummeln sollen, muss Winsen dafür auch attraktive Angebote machen. Mit dem Auto vor jedes Geschäft zu fahren, ist jetzt schon möglich. Das scheint aber an Attraktivität ganz offensichtlich nicht auszureichen.

Von Frank Ilse

© Hamburger Abendblatt 21.12.2017