Der Auftritt von Sigmar Gabriel zum Thema „Europas Zukunft“ auf Einladung von Svenja Stadler lockte jetzt rund 400 Gäste in die Burg Seevetal in Hittfeld. Geplant hatte man für das Große Foyer. „Ich danke den tüchtigen Mitarbeitern der Burg, dass wir so schnell und unkompliziert in den Großen Saal umziehen konnten“, betont Svenja Stadler.

Gastgeberin Svenja Stadler bedankte sich bei Gabriel mit etwas Wegzehrung für die Heimfahrt nach Goslar.

Das große Publikumsinteresse zeigte eines ganz deutlich: Die machtpolitische Ausstrahlung des ehemaligen Vizekanzlers, Außenministers und SPD-Parteichefs ist ungebrochen. Für seine Ausführungen erntete er zum Teil frenetischen Beifall.

„Ich kann die Kritik an der EU schon verstehen“, sagte Gabriel. „Nicht immer ist nachvollziehbar, warum sie an der einen Stelle etwas tut, an der es schlicht nicht notwendig ist, und warum sie an anderer Stelle nichts tut, obwohl es äußerst wichtig wäre, gerade dort etwas zu tun.“ Das sei aber noch lange kein Grund gegen die EU zu sein. „Ein Europa, das es geschafft hat, innerhalb nur einer Generation aus erbitterten Feinden Freunde zu machen, das gibt man nicht so schnell wieder auf.“

Als den alles entscheidenden weltpolitischen Konflikt sieht Gabriel aktuell den zwischen den USA und China. Europas Zukunft hänge sehr davon ab, wie die Europäische Union darauf reagiere. Der Brexit werde die Union schwächen, das stehe fest. „Umso mehr kommt es jetzt darauf an, sich zwischen den USA und China als dritte Macht zu positionieren. Zum einen, in dem man den Euro aufwertet und als vom Dollar unabhängige Währung etabliert. Zum anderen, in dem man mehr in die europäische Verteidigungsfähigkeit investiere – insbesondere von deutscher Seite aus.“ Einer strategischen Debatte über Sicherheitspolitik in Europa dürfe Deutschland nicht mehr aus dem Weg gehen, so Gabriel.

Nach knapp 100 Minuten, in denen der Ex-Minister auch Fragen aus dem Publikum beantwortete, endete die Veranstaltung. Dass die Europäische Union unbedingt vor dem Scheitern bewahrt werden muss, es dazu aber erheblicher Anstrengungen bedarf, diese Meinung teilte – gemessen am Applaus – der Großteil der Gäste mit Sigmar Gabriel.