Strecke von Buchholz nach Hamburg-Harburg über Jesteburg und Ramelsloh hat jetzt realistische Perspektive – Maßnahmenpaket für den gesamten Landkreis auf den Weg bringen!

„In den Ausbau des Netzes für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kommt Bewegung. Mit vereinten Kräften von Bundesregierung, Land Niedersachsen und Bahn sehen wir Licht am Ende des Tunnels“, sagt Tobias Handtke, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. Mit der Änderung des Grundgesetzes im März 2019 hatte der Deutsche Bundestag die Weichen dafür gestellt, dass der Bund im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) den Ländern weitere Finanzhilfen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden zur Verfügung stellen kann.

Für das Jahr 2020 hält das Förderprogramm 665 Millionen Euro bereit, ab 2021 werden die Fördermittel auf eine Milliarde Euro pro Jahr angehoben. Im September vergangenen Jahres legte die Bundesregierung ihr Klimaschutzgesetzprogramm vor, wonach die GVFG-Mittel ab 2025 auf zwei Milliarden Euro pro Jahr angehoben werden sollen.

Mit dem GVFG-Programm kann der Bau oder Ausbau von Bahnen – auch im öffentlichen Personennahverkehr – gefördert werden, insbesondere, wenn sie in Verdichtungsräumen oder den zugehörigen Randgebieten liegen. Fördervoraussetzung ist dabei auch, dass der sogenannte „Kosten-Nutzen-Indikator“, der sich aus dem Verhältnis von Nutzen zu Kosten ergibt, größer als eins ist.

Bereits vor vier Jahren hätte es soweit sein können: Der damalige Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies hatte für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs geeignete Bahnstrecken in Niedersachsen untersuchen lassen; seinerzeit war die Strecke Buchholz – Hamburg-Harburg über Jesteburg und Ramelsloh auf Rang drei der Prioritätenliste gelandet, das Projekt scheiterte aber am Knoten Harburg/Maschen.

Doch nun könnte es bald Realität werden. Mit einem riesigen Investitionsprogramm will die Bahn bis 2030 rund 156 Milliarden Euro in die Modernisierung und den Ausbau des Streckennetzes – die Kapazität des Netzes soll um ein Drittel erweitert werden – investieren. Damit könnte auf der Strecke Buchholz – Jesteburg – Hamburg-Harburg die Problemsituation gelöst werden. Im Bereich Meckelfeld wird ein neues Brückenbauwerk, das in den kommenden Jahren entstehen soll, die Aufnahme des Verkehrs ermöglichen. Zudem wird ein Kreuzungsbauwerk in Wilhelmsburg ab 2029 den Personenverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg-Hauptbahnhof und Hamburg-Harburg entlasten – Kostenpunkt für die beiden Maßnahmen rund 270 Millionen Euro.

„Allerdings ist dies noch nicht ausreichend, um die großen Probleme auf der Schiene in der Metropolregion zufriedenstellend zu lösen“, sagt Thomas Grambow, der damit die Arbeit des gemeinsam vom SPD-Unterbezirk und der SPD-Kreistagsfraktion ins Leben gerufenen „Arbeitskreises Mobilität“ zusammenfasst. „Über 500.000 Personen täglich im Hauptbahnhof Hamburg und allein über 45.000 Einpendler in den Landkreis Harburg sowie knapp 9.000 Auspendler aus dem Landkreis Harburg leiden unter den teils chaotischen Verhältnissen im Bahnverkehr und im Hauptbahnhof Hamburg“, so Grambow weiter. Als verkehrliche Belastung kämen noch die Pendler hinzu, die ihren Wohnsitz nicht im Landkreis Harburg, sondern in den benachbarten Landkreisen haben und nur zur Durchfahrt die Verbindungen nutzen.

Dabei gilt es, vielfältige Lösungsansätze in eine konkrete Umsetzung zu bringen, denn auch hier darf keine Zeit für Planungsphasen verloren gehen: die Verlängerung von Bahnsteigen und Regionalzügen, die Erweiterung von Trassenkapazitäten, bessere Bedingungen für Bike&Ride sowie ein Ausbau der Buszubringer-Linien und langfristig die Verlängerung von S-Bahnlinien, wie zuletzt von der SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag bereits Mitte des vergangenen Jahres gefordert.

„Darüber hinaus sind die angestoßenen Planungen zu Schnellradwegen auch wirklich schneller umzusetzen. Durch die E-Bikes und die Klimaschutzdiskussion wird das Fahrrad immer mehr als Alternative in Betracht gezogen; dafür gilt es, die Bedingungen zu verbessern“, führt Tobias Handtke weiter aus. „Weiterhin gilt es, die Anrufsammeltaxis und Rufbussysteme aufeinander abzustimmen und eine kreisweite Aufgabe darin zusehen. Ein Antrag liegt von der SPD dazu vor und befindet sich in der Prüfung und Vorbereitung in der Kreisverwaltung.“

Die Deutsche Bahn AG hat den Hamburger Hauptbahnhof schon lange als Schwachstelle im norddeutschen Schienennetz erkannt und plant jetzt den Bau eines zusätzlichen Bahnsteiggleises – „Gleis 15“ –, um damit zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.

Neben der unbedingt erforderlichen Streckenmodernisierung und der schnellstmöglichen Beseitigung von gravierenden Engpässen zur Verbesserung der Betriebsqualität sieht der Arbeitskreis Mobilität in der Tarifstruktur, in mehr Zuverlässigkeit und Anschlusssicherheit, einer zukünftigen engerenTaktung und der Verbesserung der Aufenthaltsqualität an den Bahnhöfen auch die Notwendigkeit, über eine weitere Ausweitung des schienengebundenen Streckennetzes nachzudenken. Die Reaktivierung der Bahnstrecke Winsen – Salzhausen oder der Neubau von Verbindungen, etwa zwischen Lüneburg – Niedermarschacht – Geesthacht und Bergedorf dürften kein Tabu sein.