Mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätze gibt es zwischen Hamburg und dem Landkreis Harburg – das ist das gemeinsame Ergebnis, das Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz und Landratskandidat Thomas Grambow als Fazit ihrer Begegnung auf Einladung der SPD Winsen im Obsthof Lehmbeck in Winsen-Hoopte ziehen konnten. Norbert Rath, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, begrüßte dazu zahlreiche interessierte Gäste.

Seit acht Wochen „On Tour“ durch den Landkreis Harburg und nach bisher mehr als 1.800 Hausbesuchen machte Thomas Grambow Station in Winsen. Themen mit den Bürgerinnen und Bürgern zu erörtern und dabei ihre Wünsche, Vorstellungen und Sorgen zu erfahren und praktizierte Bürgernähe einfach zu leben, war auch diesmal Anlass der Einladung. Mit Olaf Scholz war ein Nachbar zu Gast, mit dem es viele lohnende Berührungspunkte gibt.

So sprach Olaf Scholz auch gleich den wiederum abgeschlossenen Vertrag zwischen Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen über die Metropolregion an, der wirtschaftliche und kulturelle Fragen, das Miteinander und die Verkehrssituation berührt. Auch die Treffen zwischen Hamburg und den benachbarten Landkreisen bezeichnete Scholz als gut und wichtig.

Die Verkehrspolitik – sowohl der regionale als auch der überregionale Verkehr – sei für Hamburg und den Hamburger Hafen ein zentrales Anliegen und betreffe Schleswig-Holstein und Niedersachsen gleichermaßen. Wie er auf seiner Brasilienreise erfahren konnte, sei der gesamte Containerverkehr Brasiliens geringer als der Umschlag im Hamburger Hafen.

Wichtigste Aufgabe ist seiner Einschätzung nach, jungen Menschen eine gute Zukunft zu geben und dabei den Übergang von der Schule in den Beruf zu schaffen. Zwanzig Prozent aller jungen Leute seien ohne berufliche Qualifikation, und auch für sie müsste eine Perspektive geschaffen werden.

Hamburg hat dafür das Modell der „Jugendberufsagentur“ entwickelt, das in allen Hamburger Bezirken Hilfestellung geben soll, Jugendliche in Berufe zu bringen. Dieses Modell wurde in den Koalitionsvertrag der Großen Koalition aufgenommen und soll nun in ganz Deutschland realisiert werden.

Die Industrie zu erhalten und weiter zu entwickeln, ist für Olaf Scholz ein weiter zentrales Anliegen. In der Metropolregion seien 40.000 Arbeitsplätze mit der Luftfahrtindustrie verbunden; auch die Windkraftindustrie sei für die Zukunft von Hamburg und den gesamten Norden von Bedeutung – vergleichbar mit der Kohle für Nordrhein-Westfalen in früheren Zeiten.

Zwei Themen sprach Thomas Grambow gleich zu Anfang der Diskussion an – das Projekt „Hamburg 2030“, die Beitragsfreiheit von Krippenplätzen bis zu Einschulung, und die Optimierung der Zugverbindungen, vor allem die Einbeziehung von Buchholz und Winsen in den günstigeren Hamburger „C“ - Zonentarif. Olaf Scholz erläuterte, dass ab dem 1. August alle Krippenplätze in Hamburg für täglich 5 Stunden (Grundangebot) bis später zur Einschulung beitragsfrei seien und dass es bereits Ganztagsangebote für drei Viertel aller Hamburger Schulen gebe; Ziel sei es, die Bildungskette vom zweiten Lebensjahr bis zum Abitur beitragsfrei zu gestalten. Zum Thema „Zugverbindungen“ gab Olaf Scholz trotz seiner Einschätzung, dass die Anbindung des Südens wichtig und richtig sei, eine diplomatische Antwort: „Wenn Ihr zahlt“ – was bedeutet, dass die Landesregierung in Hannover gefordert ist. Gelegenheit, auch dieses zu erörtern, hat Thomas Grambow bereits am Mittwoch, d. 23. April, wenn Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil dann zu Gast bei den Genossinnen und Genossen in Buchholz ist.

Zahlreiche Wortmeldungen aus dem Publikum zu aktuellen und auch brisanten Themen – wie der Umgang Hamburgs mit den „Lampedusa-Flüchtlingen“, die Verkehrsbelastung des Landkreises durch den Verkehr aus dem Hamburger Hafen, den Flächenverbrauch durch Raststätten und Logistikparks, die Folgen und vor allem Folgekosten aus der Energiewende, zur Deichsicherheit, der Wohnraumsituation oder auch zum Kohlekraftwerk Moorburg – zeigten, dass es nicht nur Einigendes zwischen Hamburg und dem Landkreis gibt, sondern eben auch Strittiges. Daher ist, so Thomas Grambow, eine Diskussion „auf Augenhöhe“ notwendig, um die Chancen der Metropolregion zu nutzen und Probleme im gemeinsamen Interesse zu regeln. „Als Landrat will ich das für die Bürgerinnen und Bürger hier im Landkreis Harburg gerne anpacken“, mit diesen Worten beschließt Thomas Grambow eine gelungene Veranstaltung.