- Ohne Bildung keine Arbeit -
- Mehr Arbeitsplätze durch gezielte Entwicklung
- Standortqualität durch ÖPNV verbessern -



Bildung schafft Arbeit

Ohne Bereitschaft zum Lernen läuft nichts, weder in der Schule, noch in der Lehre und auch nicht im Beruf. Das war eine der zentralen Botschaften der Vertreter von Handel, Handwerk, Berufs- und Erwachsenenbildung beim 1. kommunalpolitischen Werkstattgespräch der Landkreis-SPD am Samstag in Jesteburg (Haus Deutscher Ring).

Die rund 70 anwesenden Kommunalpolitiker bekamen in kompakter Form eindringlich dargestellt, wie es im Landkreis zur Zeit auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt aussieht. Die gute Nachricht: Der Pakt für Ausbildung zwischen Regierung und Wirtschaft funktioniert. Im Landkreis gibt es im laufenden Ausbildungsjahr nur noch weniger als 30 nicht vermittelte Bewerber, aber auch für diese wird noch gesucht. Die schlechte Nachricht: Eine immer noch zu hohe Zahl von Schulabgängern wechselt mit beachtlichen Defiziten an Wissen, Können und leider auch Mängeln in Motivation und Sozialverhalten in die Berufswelt. Die Folge: 30% Durchfallquote bei den Lehrabschlussprüfungen, wusste Andreas Jung, Kreislehrlingswart zu berichten. Ähnlich äußerte sich auch Volker Linde, zuständig für Aus- und Weiterbildung bei der IHK Lüneburg.

Neben spürbaren Verbesserungen im Bildungswesen sind verstärkte Anstrengungen zur Integration von Migrantenkindern nötig, forderte Prof. Dr. Jens-Rainer Ahrens, Fraktionschef der SPD-Kreistagsfraktion. Für die Kommunalpolitiker wurde erneut bestätigt, die Bildung beginnt im Kindergarten. Deutliche Erziehungsdefizite bei einem beachtlichen Teil der Kinder und Jugendlichen müssten durch verstärkte Beratung und Bildung von stützenden Netzwerken von allen an Kinder- und Jugendarbeit Beteiligten auf der kommunalen Ebene geleistet werden. Hier gilt es, eine ganz wichtige neue Aufgabe anzupacken und zu organisieren.

Notwendig wird es auch, die Arbeit der Berufsbildenden Schulen auf eine breitere Grundlage zu stellen. Neue Ausbildungszweige im Bereich Gesundheit und Pflege gehören dazu, wie auch der Ausbau von Fort- und Weiterbildung forderte Klaus Meier, Leiter der BBS Buchholz. Grosses Interesse fanden auch die Ausführungen des Leiters der Grone-Schule, Jan Gorski, der aus seinen Erfahrungen in der Qualifizierung von Zuwanderern berichtete. Er hob die hohe Motivation vieler Einwanderer hervor, in Sprachkursen und berufsbezogenen Angeboten Qualifikationen zu erwerben, die die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Als Ergebnis dieses Teils wurde klar, das Anspringen der Konjunktur ist der ganz wichtige Faktor für neue Arbeits- und Ausbildungsplätze, die Bemühungen um Bildung bzw. Ausbildung von Kindesbeinen an bis in das Erwachsenenalter begründen den anderen Teil des Erfolgs. Hier haben auch die örtlichen Bemühungen der kreis- und gemeindeeigenen Einrichtungen ihren unersetzlichen Stellenwert.

Foto zur Themenrunde I Arbeit und Qualifikation im Landkreis

Jan Gorski (Grone-Schule Buchholz, Per Larsen (Kreisvolkshochschule), Klaus Meier (Berufsbildende Schulen Buchholz), Prof. Dr. Jens-Rainer Ahrens (SPD-Kreistagsfraktion), Andreas Jung (Kreishandwerkerschaft), Volker Linde (IHK) und Michael Niemeyer (ARGE Lkr. Harburg) Gewerbeansiedlung schafft Arbeit

Gezielte Entwicklung und Vermarktung von Gewerbeansiedlungsmöglichkeiten ist das A und O für mehr Arbeitsplätze im Kreisgebiet. Diese Botschaft überbrachten Wilfried Seyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft WLH und Jochen Winand, Vorstand der Initiative Süderelbe im SPD-Werkstattgespräch.

Wilfried Seyer umriss die bisherige Arbeit der WLH mit den Zielen Arbeitsplätze schaffen und Kaufkraft binden. Er sprach von einem Anschauungswechsel in der Kommunalpolitik. Statt Wohnen im Landkreis und arbeiten in Hamburg gelte jetzt auch wohnen und arbeiten im Landkreis. Es geht nun darum, die Chancen des Landkreises zur Gewinnung neuer Arbeitsplätze gezielt zu nutzen und auszubauen.

Ins gleiche Horn blies Jochen Winand, der die Aufgaben der Süderelbe AG vorstellte. Anknüpfend an bestehende Schwerpunkte, Impulse für weitere Entwicklungen zu setzen, und zwar Kreis- und Landesgrenzen übergreifend mit den Kreisen Stade, Harburg, Lüneburg und Hamburg-Harburg. Durch Konzeption von verschiedenen Wirtschaftsprojekten und Ideen, Vernetzung von Initiativen und praktischen Vorschlägen soll die Entwicklung in der Metropolregion Hamburg vorangebracht werden. Eine enge Zusammenarbeit mit den Gebietskörperschaften sei nötig, sagte dann auch Rainer Rempe, Kreisrat aus Winsen. Er will in enger Kooperation mit den Gemeinden die Strukturentwicklung im Kreis abstimmen. Dazu schlug er auch neue Wege vor, wie kreisübergreifende Entwicklung von Gewerbegebieten.

Zur Wirtschaftsförderung gehört auch nach wie vor der Tourismus mit den Schwerpunkten Heide und Elbtal. Dies machte Imke Grotelüschen klar, die besonders den gut angenommenen Radfernweg entlang der Elbe und das bundesweit attraktive Image der Lüneburger Heide hervorhob.

Für die Teilnehmer des Werkstattgesprächs wurde aber auch klar, dass Gewerbeentwicklung auf der einen Seite und Erhaltung attraktiver Landschaftsräume auf der anderen Seite in Kollision geraten können. Hier ist die Kommunalpolitik ganz besonders gefordert.

Als besonders interessantes Projekt stellte Bodo Ihlenburg von der Sparkasse Harburg-Buxtehude das Gründerzentrum in Winsen vor. 30 Firmen betreiben inzwischen von dort aus ihre Geschäfte. Durch gemeinsame Finanzierung mit der Stadt Winsen, der AVW Luhepark und der Sparkasse kann dieses Vorhaben als gelungenes Beispiel von öffentlicher und privater Partnerschaft gelten.

Als Ergebnis wurde deutlich, dass der Landkreis sich weiter als mittelstandsfreundlicher Partner für wirtschaftliche Vorhaben und Entwicklungen profilieren muss.

Foto zur Themenrunde II Strukturpolitik und Gewerbeansiedlung im Landkreis

Rainer Rempe (Landkreis Harburg), Bodo Ihlenburg (Sparkasse Harburg-Buxtehude), Imke Grotelüschen (Lüneburer Heideland Touristik), Prof. Dr. Jens-Rainer Ahrens (SPD-Kreistagsfraktion), Jochen Winand (Süderelbe AG) und Wilfried Seyer (Wirtschaftsförderungsgesellschaft WLH) Standortqualität durch ÖPNV verbessern

Die Ausdehnung des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) auf das Kreisgebiet ist ein riesiger Erfolg in der Verkehrsentwicklung, darüber waren sich Wolfgang Märtens, Leiter der Schienenverkehrsplanung beim HVV und Dietmar Opalka, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Nord-Ost-Niedersachsen (VNO), die für die Landkreise die Verkehrsplanung macht, vollkommen einig. Die Nutzung des ÖPNV sei für die Kunden interessanter geworden, gleichzeitig gelte es aber auch, in bestimmten Bereichen die Qualität des jetzt bestehenden Angebots zu verbessern. Hohe Qualität der Züge und des Service steigern die Nutzerzahlen, konnte Karl Schwinke von der Geschäftsführung des Metronom, der auf den Strecken von Uelzen und Bremen Richtung Hamburg fährt, bestätigen.

Die Entwicklung von gut vernetzen Verkehrsangeboten auf der Schiene und mit dem Bus bleibt ständige Aufgabe, wusste auch Jörg Brennecke von der Kreisverwaltung zu berichten. Er koordiniert vor allem die Schülerbeförderung. Das gut ausgebaute Verkehrsnetz erweist sich einmal mehr als bedeutender Standortfaktor.

Die Ergänzung dieser Verkehre durch ein gut funktionierendes Stadtbussystem konnte Norbert Stein, Bürgermeister von Buchholz, nicht ohne Stolz vorstellen. Es gebe aber noch eine Reihe zu erledigender Aufgaben. Stefan Kindermann vom Fahrgastbetrieb nannte hier neben anderen besonders die nicht vorhandene Barrierefreiheit im Zugang für behinderte Fahrgäste. Mit dem demographischen Wandel werden sich darüber hinaus die Ansprüche an den ÖPNV verändern. Dessen weitere Entwicklung und Verbesserung sei eine Daueraufgabe.

Die vielen Anregungen der Referenten würden aufgenommen und weiter bearbeitet, versprach Klaus-Dieter Feindt, Kreischef der SPD. Ein gut ausgebauter ÖPNV sei das Rückgrad einer eigenen Kreisentwicklung zu mehr Arbeitsplätzen.

Foto zur Themenrunde III Öffentlicher Personennahverkehr und Verkehrslenkung im Landkreis

Dietmar Opalka (VNO), Norbert Stein (Stadt Buchholz), Prof. Dr. Jens-Rainer Ahrens (SPD-Kreistagsfraktion), Stefan Kindermann (Fahrgastbeirat), Wolfgang Märtens (HVV), Jörg Brennecke (Lkr. Harburg) und Klaus-Dieter Feindt (SPD Unterbezirk Lkr. Harburg). Nicht auf dem Foto, aber ebenfalls als Referent dabei war Karl Schwinke (Metronom).